Impressionen aus der Begleitveranstaltung ‚Meditatives Schreiben‘

Fragwürdig
unerkannt
Dunkel im Dunkeln
scheint uns das Tor.
Doch dies ist sein Geheimnis:
Diesseits und jenseits
das gleiche
All.

(unbekannter Mystiker)

Stimme der Vergänglichkeit – Stimme der Wandlung

Meditatives Schreiben im Rahmen der Interaktiven Ausstellung
„Leben-aus-gestorben“ im Sommer 2014
in der Trauerhalle am Waldfriedhof in Darmstadt

Es ist nicht leicht, von dem zu sprechen, was uns schwerfällt: Abschied nehmen, trauern, sterben … Wie ein Lot können sich jedoch manche Worte in die Tiefe senken und den besonderen Raum in der Seele erreichen, wo die Lebens-Weisheit den Menschen ermutigt, loszulassen, Verwandlung zuzulassen und darauf zu vertrauen, dass das Wesentliche weitergeht – in immer neuen Formen.
Auch als Worte, Geschichten, Gedichte strömt das Lebendige weiter – im Erzählen, im Gedenken, im Gebet – und in der Färbung unterschiedlicher Gefühle.
Ich habe in meiner Arbeit mit Schreibgruppen und mit trauernden Menschen Methoden entwickelt, die es leichter machen, solch einen Weg zu gehen. Diese kamen bei den Schreib-Nachmittagen in der Trauerhalle zum Einsatz und zur Wirkung.
Nach Übungen zum spielerischen, leichtfüßigen Umgehen mit Sprache und mit Erzählen meditierten wir in der Stille (in der Weise des ZEN) und ließen uns berühren von dem Raum des Waldfriedhofs mit der Trauerhalle und der Interaktiven Ausstellung dort.
Das Thema TOD kam hier in vielfältiger Weise auf uns zu – von außen und von innen.
Fröhliches, Ernstes, Trauriges, Erhebendes, Tröstendes, Friedvolles inspirierte zu Texten und Gedichten. An den 5 Schreib-Terminen widmete ich mich mit den Teilnehmern unterschiedlichen Aspekten des Themas TOD und wählte Methoden und Themenstellungen entsprechend aus.

Gundula Schneidewind, geb. 1953
Bildende und Darstellende Künstlerin – Kunsttherapeutin – Kabarettistin
seit 30 Jahren Studium des ZEN – 2001 Ernennung zur ZEN-Lehrerin (P. Willigis Jäger)
Tätigkeit im eigenen Atelier, in Theatern der Region und in der Erwachsenenbildung – Pädagogische Hochschule, Fachhochschule für Sozialpädagogik, Volkshochschule, Evangelische und Katholische Bildungswerke, Gefängnisse, Krankenhäuser, Tagungshäuser – mit Meditativem Malen und Meditativem Schreiben sowie mit Kunsttherapeutischen Projekten – Leitung von Seminaren für Trauernde Angehörige und Sterbebegleiter (professionell und ehrenamtlich Tätige)

Die Dokumentation mit einigen der entstandenen Texte kann bei mir
zum Preis von 9.- € + Porto bestellt werden:

Gundula Schneidewind
Nordhäuser Str. 23 – 64380 Roßdorf – 06071 – 748467
www.gundula-schneidewind.de info [at] gundula-schneidewind [dot] de

 Zitate aus dem ‚Meditativen Schreiben‘:

Mein Schmerz, dein Schmerz, unser Schmerz
werden eins an diesem bedrückenden Ort.
Ich bitte GOTT unser aller Schmerz und diesen Ort
in Frieden und Liebe zu wandeln!

Eine Seele
verwandelte
sich –
und dich –
spürst du es
hier?

(für Ulrike)

Die Stille, die ihn umgab, drang in mich ein, umhüllte mich ganz und gar.

Das Leben ist doch im Grunde eine wunderbar runde Sache. Es beginnt mit dem ersten Atemzug, wie sanft oder kräftig dieser auch immer sein mag, und endet ebenso natürlich und unspektakulär mit dem letzten.

 Atemgläschen… – dieses enge Gefäß –
seltsam, mich hier festzuhalten –
mich, dessen Wesen der freie Flug ist…

Und dieser ganze Planet – ist er nicht umhüllt von lauter, lauter Atemzügen –
Tausende und Millionen Jahre alt – ist es nicht so?
Wer immer über diese Erde wanderte –
singend und schweigend, sprechend und seufzend,
klagend und jubelnd, lachend und weinend –
sein Atem ist noch hier –
und der freie Flug…

Atme ein
atme aus
da wo du namenlos bist
atmet
das Leben…

Als man den Sarg meiner Schwester aus ihrem Haus trug –
das große Deelentor weit offen – schlug ihre Freundin an der Schwelle eine Klangschale an –
Trauer, Liebe – e i n Ton – weithin über die Ostsee sich schwingend und ganz nah an unseren Herzen…

An jeder Schwelle – Leben und Tod –
und jeder Augenblick ist diese Schwelle…

Das Leben des Menschen beginnt in einer dunklen, schützenden Höhle, im Mutterleib.
Und es endet wieder in einer dunklen schützenden Höhle, d.h. im Sarg.
In einer Art Symbiose kehren beide, Mensch und hölzerner Sarg, in die Erde zurück, gehen in ihr auf….

Deine Sehnsucht wird gestillt werden.
Vertraue, trotz allem, was dir geschieht!

Und eines Tages wird das Kind müde sein vom Spielen und wird sich der lang vergessenen Endlichkeit erinnern.
Wenn dann der Tod kommt, reicht sie ihm die Hand und fordert ihn auf zum letzten Spiel.
Tanzend durchwirbelt sie mit ihm die weiße Wand, lässt sich hineinwehen in das, was kein Auge je gesehen, kein Ohr gehört – in diese wundersüße Musik der Ewigkeit – da hinein, wo sie schon auf sie warten: All die Geheilten, die Aufgerichteten, die Seligen.

Im Mondlicht
die blaue Dämmerung
im Garten
des alten Gärtners –
Heimat –
– ob es das ist
an was ich mich erinnern werde
in meiner letzten Stunde?