Das Jahr 2014 ist nicht nur das Gedenkjahr für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs, sondern auch das Jahr des hundertjährigen Jubiläums der Eröffnung des Darmstädter Waldfriedhofs. Der Waldfriedhof mit einer Fläche von rund 33 Hektar ist nicht nur der größte Friedhof Darmstadts, sondern auch ein herausragendes Denkmal der Sepulkralkultur. Gleichzeitig ist die 1914 – nach Plänen des Darmstädter Architekt und Stadtbaurat August Buxbaum – errichtete Anlage ein Kleinod der in Darmstadt so hervorragend repräsentierten Jugendstilarchitektur.
Angelegt ist der Waldfriedhof als ein Hufeisen von etwa 650 m Länge, das durch den großen Hauptweg (zentrale Nord-Süd-Achse) symmetrisch geteilt wird. Gleich am Eingang werden Besucher und Trauernde gleichermaßen von der markanten Jugendstilarchitektur empfangen. Neben dem Portal und dem halbrunden Säulengang, in dem Grüfte mit schweren Deckeln angelegt wurden, befinden sich auf der Ost- und Westseite zwei symmetrisch gestaltete Kuppelbauten mit 17,5 m Durchmesser sowie die jeweils baugleichen Verwaltungs- und Wohngebäude am Ende des Säulengangs. Die Rückseite des Säulengangs ist als Kolumbariumwand zur Aufbewahrung von 945 Urnen ausgebildet. Im Zentrum der Friedhofsbauten auf dem Vorplatz steht ein Brunnen, flankiert von zwei Säulen mit Urnen. Dieses eindrucksvolle Ensemble der Jugendstilbauten ist ein gelungener Ort der Besinnung.
Ort der Besinnung ist der Waldfriedhof aber nicht zuletzt auch durch die Gedenkstätte für die Toten beider Weltkriege, wo auch das Massengrab für die etwa 12.000 in der Brandnacht am 11. September 1944 umgekommenen Darmstädter Bürgerinnen und Bürger angelegt wurde. Das Areal ist als Rondell ausgebildet. Auf Bronzetafeln an der Mauer des unteren Umgangs sind die Namen der Toten dieser Brandnacht verzeichnet. Die drei großen, liegenden Bronzefiguren, die an die Opfer der Brandnacht erinnern, schuf der Darmstädter Bildhauer Fritz Schwarzbeck. Gerade dieses Massengrab und das Denkmal sind an diesem Ort der Toten ein besonderer Ort der Begegnung mit dem Tod.
Das Projekt „leben aus gestorben“ gestaltet die ehemalige Feuerbestattungshalle für ein Themenfeld, das mitten ins Leben gehört: »Sterben – Tod – Begraben – Trauern – Leben«. Die geplanten Rauminszenierungen machen das Projekt so künstlerisch interessant und spannend. Dem Waldfriedhof wird eine neue, eine andere, Nutzung gegeben – der Friedhof wird dadurch zu einem wiederbelebten Ort.
Ich wünsche dem Projekt – auch im Namen des Vorstands des Darmstädter Förderkreises Kultur e.V. – viel Erfolg, zahlreiche Besucher und lebhafte Diskussionen über den Tod als Teil des Lebens.
Peter Benz, Oberbürgermeister a. D.
Vorsitzender Darmstädter Förderkreis Kultur e.V.